Menschen und ihre Musik
Die Chorgemeinschaft im Wandel der Zeit
„Jubiläen von Vereinen und anderen Körperschaften unterscheiden sich erheblich von persönlichen Geburtstagsfeiern.
Ein Mensch, der z.B. seinen 90. Geburtstag erlebt, ist alt und lebt meist still und zurückgezogen.
Eine Vereinigung aber, die ihren […] Geburtstag begeht, muss jung geblieben sein, muss sich regeneriert haben, muss aktiv sein.“
(Siegfried Billich, 1990)
Auch der Hetzelsdorfer Chor hat sich im Laufe der Jahre den gesellschaftlichen Veränderungen angepasst. Beim Betrachten der Gruppenfotos aus den vergangenen Jahrzehnten erkennt man schon auf den ersten Blick, wie sich das Gesicht des Chores im Lauf der Zeit gewandelt hat. Nicht nur zahlenmäßig legte der Chor über die Jahre zu. Die Aufnahme aus dem Jahr 1986 zeigt zum ersten Mal junge Damen in den Reihen des Hetzelsdorfer Chores. Nachdem 80 Jahre lang (!) ausschließlich Männer den Dienst am Instrument versehen hatten, trat 1981 mit Elke Kraus, geborene Nützel aus Hagenbach die erste Frau in den Chor ein. Seitdem wuchs der Anteil der Mädchen und Damen im Chor stetig und pendelte sich Ende der 90er auf 37% bis 39% ein (1992: 27%, 1997; 39%; 2001: 38%, 2020: 37%). Eine Entwicklung „ohne die das Ensemble sowohl vom Erscheinungsbild als auch vom Klang um einiges ärmer dastehen würde“, wie Hans Löw, seinerzeit Schriftführer, in der Chronik zum Jubiläum 2001 schreibt.
Die personelle Zusammensetzung des Hetzelsdorfer Posaunenchores änderte sich zu Anfang nur sehr geringfügig. Der Gründungschor von 1901 musizierte in den ersten 20 Jahren in beinahe unveränderter Besetzung. Auch in der nächsten Bläsergeneration bis 1928 veränderte sich nur wenig. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, der die Bläsergemeinschaft vorerst auseinander gerissen und minimiert hatte, erneuerte und erweiterte sich die Chorgemeinschaft schließlich wieder. Dennoch wirkten bis 1975 nur etwa 40 Bläser im Hetzelsdorfer Chor.
Dies änderte sich mit Beginn der 80er Jahre schlagartig. Die zunehmenden Alternativen in der Freizeitgestaltung, die Ansprüche eines globaler werdenden Arbeitsmarktes, eine zunehmende Individualisierung und die sich wandelnde Rolle der Kirche in der Gesellschaft spiegelten sich auch in einer gewissen Fluktuation innerhalb des Chores wider. Bläser kamen und gingen, wenige blieben nur kurz, manche blieben für länger, einige bis heute.
Wir sind überaus dankbar, dass der Hetzelsdorfer Posaunenchor seinen Stamm in den vergangenen Jahren halten konnte und in seinem Jubiläumsjahr 41 Bläserinnen und Bläser im Alter zwischen 12 und 65 zählen darf. Die meisten von ihnen sind jünger als 40.
Siegfried Billich wäre sicherlich zufrieden.
Die folgenden Aufnahmen stammen aus den Jahren
1958, 1976 und 1986.